Sie sind hier: Startseite » Diagnosen » Lendenwirbelsäule
Lendenwirbelsäule
Schmerzen in der Lendenwirbelsäule können vielfältige Ursachen haben. Da die Strukturen, die Schmerzen verursachen können (Nervenwurzeln, Wirbelgelenke, Bandscheiben, Bänder) eng beieinander liegen und sich tief im Körper befinden, benötigt die Diagnostik der Ursache viel Erfahrung.
Schmerzen "nur" in der Wirbelsäule (Lumbago)
können vielfältige Ursachen haben. Die Häufigsten sind:
1.) Eine sich vorwölbende Bandscheibe. Die Bandscheibe drückt hierbei auf das hintere Längsband, welches über ein dichtes Netz an Schmerzsensoren verfügt. Kommt es hier zu einer Überbelastungen, benötigt der Körper darüber sofortige Rückmeldung.
2.) Eine Arthrose der Wirbelgelenke. Ziehen die Schmerzen zusätzlich in die Leiste, sind eher die knöchernen Strukturen als Ursache anzuführen. Hier geben gezielte Fragen und Untersuchungen Aufschluss.
3.) Muskuläre Ursachen, die häufig als Folge von Arthrosen oder eines Bandscheibenvorfalls auftreten.
4.) Gleitwirbel
5.) andere Ursachen, siehe dazu das Kapitel über Rückenschmerzen
Ziehen die Schmerzen in ein Bein (Lumboischalgien),
drückt zumeist ein Bandscheibenvorfall auf eine Nervenwurzel. Bei weiter zunehmendem Druck kommt es zur Nervenschädigung mit Lähmung und/oder Taubheit. Bitte überprüfen Sie, ob Sie sich einbeinig auf die Zehenspitzen stellen können, auf den Hacken laufen können oder Ihnen das Treppensteigen schwer fällt. Gefährlich kann es werden wenn die "Fußsenkung" beeinträchtigt wird, da hierbei der Bremsvorgang beim Autofahren beeinträchtigt werden kann. Sollten diese Symptomatik bei Ihnen auftreten, konsultieren Sie bitte umgehend einen Arzt.
Nervenschaden
Ein Nervenschaden kann zu Lähmungen, Gefühlsausfällen oder Blasenstörungen führen. Hier kann je nach Schwere jede verlorene Stunde über die Prognose entscheiden.
Gangstörung
Treten Beschwerden beim Laufen auf so spricht man von der Schaufensterkrankheit, der Claudicatio. Gründe können unter Anderem eine Verengung des Spinalkanales sein. Der Fachbegriff für eine Spinalkanalstenose setzt sich hierbei aus den Wörtern Claudicatio (lat. Lahmheit) und spinalis zusammen. Die Beschwerden bessern sich typischerweise beim Bücken oder Sitzen. Abzugrenzen davon ist die Claidicatio intermittens die ähnliche Beschwerden durch enge Blutgefäße hervorruft. In der Abgrenzung zur Spinalkanalstenose können die Beschwerden auch beim Fahrradfahren auftreten.
Differentialdiagnosen
oder: kann es auch etwas anderes sein?
Die Versorgungsgebiete auf der Haut von Nervenwurzeln und den Beinnerven überlappen sich. So können Schmerzen mit Ausstrahlung in den großen Zeh sowohl das Dermatom L5 (der 5. Lumbalnerv) als auch das Versorgungsgebiet eines Beinnerven, des Nervus peroneus sein. Die Unterscheidung von Nervenwurzelreizung und einem N. peroneus Syndrom gelingt häufig schon durch die Anamnese. Hilfreich sind in jedem Falle weiterführende Untersuchungen wie Röntgenbilder und eine Messung der Funktion der Beinnerven. Diese Untersuchung führe ich in der Praxis durch.
Wie alle stark belasteten Körperteile erfährt auch die Lendenwirbelsäule eine durchgehenden Belastung die zu Verschleißerscheinungen führen kann. Dementsprechend benötigt eine Bandscheibe zu ihrer Versorgung einen ständigen Druckwechsel ähnlich einem Schwamm. Der menschliche Körper scheint für Bewegung optimiert zu sein und es gibt nur wenige Bewegungen, die den Bandscheiben wirklich schaden können. Dazu gehört das seitliche Aufheben eines schweren Gegenstandes. Stellen Sie sich einen Bolzen vor, der gestaucht (Gewicht), nach vorne verbogen (Heben) und gedreht (Drehbewegung) wird. Wie lange dauert es, bis diese Belastung zu einem Materialbruch kommt?
Auch eine Bandscheibe ist letzten Endes ein mechanisches Bauteil des Körpers.
Jüngere Zwillingstudien belegen einen hohen erblichen Faktor bei einer degenerativen Bandscheibenerkrankung. Die aktuellen Studien finden Sie unter PubMed, einem Verzeichnis aller relevanten medizinischen Veröffentlichungen. Unter dem Suchworte "disk degeneration genetics" lassen sich alle nötigen Informationen finden.
Durch die Untersuchung und Anamneseerhebung ergeben sich wichtige Hinweise auf die Ursachen der Beschwerden. Hieran orientiert sich auch maßgeblich die Empfehlung für oder gegen eine Operation. Ergänzend sind häufig konventionelle Röntgenaufnahmen sowie eine Kernspintomographie sinnvoll. Knochenveränderungen werden besser mit der Computertomographie erfasst.
Bedenken Sie, das die Aufnahmen in der Röhre immer Untersuchungen im Liegen sind. Hierbei sind die Bandscheiben nicht dem Körpergewicht ausgesetzt. Sollten auftretende Schmerzen also nur bei aktiver Bewegung oder im Stand ausgelöst werden, lassen Sie uns vorher davon wissen.
Unter anderem können Röntgenaufnahmen in Bewegung sinnvoll sein. Soll hierbei der Effekt auf die Nerven sichtbar werden, so ist eine Myelographie sinnvoll. Sollte die Indikation für eine Störung der Nervenfunktionen bestehen wird eine elektrophysiologische Untersuchung organisiert.
Auch hier muss streng zwischen Nervenschaden und -Reizung unterschieden werden:
Nervenschaden:
Im Falle eines Schadens mit auftretenden Lähmungserscheinungen oder einem Gefühlsschaden ist Eile geboten. Je länger der Schaden besteht, um so ungewisser kann ein Rückgang der Beschwerden prognostiziert werden. Auch kann es durch den Nervenschaden zu lang anhaltenden Schmerzen (neuropathisches Schmerzsyndrom) kommen. Als Faustregel gilt, dass der Zeitraum den der Schaden bereits bestanden hat, kovalent zu der Zeit ist die die Heilung benötigt. Bei hochgradigen Nervenschäden gilt diese Faustregel nicht: je nach Schwere können Schäden bereits nach Stunden irreversibel sein.
Schmerzen:
Wenn es durch einen Bandscheibenvorfall zu einem reinen Schmerzsyndrom kommt, besteht die Möglichkeit erst einmal abzuwarten und konservativ zu behandeln. Erfahrungsgemäß gehen die Schmerzen bei richtiger Behandlung nahezu vollständig zurück. Auch hier ist wichtig, die Symptome nicht zu verschleppen, damit es erst gar nicht zur Ausbildung des Schmerzgedächtnisses kommt. Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass bereits nach sechs Wochen ein Schmerzgedächtnis ausgebildet sein kann und die Beschwerden, auch bei sich zurückbildendem Bandscheibenvorfall, weiter Bestand haben können.
Die konservative (nicht operative) Therapie besteht aus:
- Aufklärung über die Ursachen
- Aufklärung über Verhaltensweisen
- ggf. Abklärung einer chronischen Schmerzerkrankung
- Medikamentöse Therapie mit Muskelentspannungsverfahren
- TENS Therapie
- Krankengymnastik
- Akupunktur
- gezielte Infiltrationen
Zumeist erstellen wir direkt zu Beginn eine Stufentherapie und beginnen mit den nebenwirkungsarmen Methoden.
Wir stellen die Indikation für einen operativen Eingriff sehr streng und zurückhaltend. Eine Operation ist für uns nur eine Alternative, wenn keine andere Möglichkeit mehr besteht. Zuvor stehen ein breit gefächertes Angebot von konservativen und operationsvermeidenden Behandlungen zur Verfügung. In einem ausführlichen Gespräch werden Sie beraten und wir erstellen gemeinsam mit Ihnen ein Therapieplan.
Je nach Diagnose und Schwere der Erkrankung stehen verschiedenen Optionen einer operativen Therapie zur Verfügung. Die Verfahren sind immer schonender geworden.
Laserverödung (PLDD)
Dabei wird unter kontinuierlicher Röntgenkontrolle eine dünne Nadel in die Bandscheibe geführt. Dank der Gabe von Schmerzmedikamenten ist die Prozedur nahezu schmerzfrei. Anschließend wird durch die Nadel eine Glasfaser eingeführt, wobei mit Hilfe eines Lasers der Bandscheibenvorfall verdampft werden kann.
mikrochirurgische Operation:
Die Operation unter dem OP-Mikroskop erfolgt über einen minimal invasiven Zugang von 1-2 cm Durchmesser. Mittels feiner Stanzen und Diamantfräsen wird der Bandscheibenvorfall entfernt oder der Spinalkanal erweitert.
Sie dürfen und sollen am Abend des Eingriffs bereits Aufstehen, der Aufenthalt in der Klinik beträgt 1 bis maximal 4 Nächte.
Mikrochirurgie
Ähnlich wie an der Halswirbelsäule können auch hier knöcherne oder bandscheibenbedingte Einengungen zu Nervenbeschwerden führen. Je nach Schwere der Beschwerden ist eine Operation unvermeidlich. Entscheidend ist, ob es sich um eine Nervenreizung mit Schmerzen oder bereits um eine Nervenschädigung mit Gefühlsausfall, Lähmung oder gar Blasen-Mastdarmstörung handelt. Diese Operation wird unter stationären Bedingungen in Vollnarkose durchgeführt.
Einige Tage vor dem Eingriff erfolgt eine ambulante/vorstationäre Vorstellung in der Klinik. Dort lernen Sie den Narkosearzt und das Pflegeteam Ihrer Station kennen. Zur Operation kommen Sie am Morgen des Eingriffs.
Verfahren:
Bei der Operation erfolgt ein ca. 3-4 cm langer kleiner Schnitt über dem OP-Segment. Dieser Schnitt wird im medialen Abschnitt der zu ertastenden Knochenwülste angesetzt. Vorsichtig wird dann die Muskulatur von der Wirbelsäule zur Seite geschoben. Nach Eröffnung des Wirbelkanals durch Entfernen von Bandanteilen, dem so genannten gelben Band (Ligamentum flavum), sowie angrenzenden knöchernen Anteilen der Wirbelbögen, wird die Nervenwurzel knöchern entlastet. Dann wird der Bandscheibenraum aufgesucht.
Der ganze Eingriff erfolgt mit neurochirurgischem Spezialinstrumentarium, bestehend aus speziellen, feinen Stanzen, Fasszangen und hochtourigen Diamantfräsen. Nach Beendigung der Operation wird die Wunde schichtweise verschlossen.
Sollte ein ausgeprägter Bandscheibenvorfall vorliegen, wird frei ausgetretenes Bandscheibengewebe entfernt. Nur wenn der Einriss der Bandscheibe groß ist wird der Zwischenwirbelraum von verschlissenem Bandscheibengewebe befreit. Ansonsten wird versucht die Bandscheibe zu erhalten.
Nach der Operation:
Am Tag nach der Operation dürfen sie in Begleitung wieder aufstehen. Sie sollten jedoch für einige Zeit sehr zurückhaltend mit dem Sitzen sein und in den ersten 8 Tagen sollte nicht zu viel gelaufen werden. Wichtig ist es, häufiger am Tag für kurze Zeit aufzustehen, statt ein- oder zweimal für längere Zeit. In der Regel kann nach 1-4 Tagen die Entlassung aus der kurzstationären Pflege erfolgen, nachdem sie auch unter krankengymnastischer Anleitung spezielle Wirbelsäulenbewegungstechniken für den Alltag erlernt haben. Auf Wunsch wird eine Anschlussheilbehandlung beantragt. Die Wundfäden müssen nicht entfernt werden. Eine volle Arbeits- und Belastungsfähigkeit sollte im Idealfall nach 6-8 Wochen erreicht sein.
Kyphoplastie
Die Kyphoplastie ist eine minimal-invasive Methode zur Behandlung eines Wirbelbruches. Dabei wird mittels einer dünnen Kanüle Knochenzement in den gebrochenen Wirbel gespritzt um diesen auszufüllen. Die operierten Patienten können schon am ersten Tag nach der Operation aufstehen und verspüren zumeist eine sofortige Schmerzlinderung.
Indikation
-> stabile Wirbelbrüche bei Unfall oder Osteoporose
Vorteile
Minimal invasiv - geringe operative Belastung - sicher in erfahrenen Händen - schnelle Mobilisation aus dem Bett - sehr wirksam zur Schmerzbehandlung - Vermeidung von Keilwirbelbildung nach unfallbedingter Wirbelkörperfraktur