Halswirbelsäule

Der weiße Fleck im Rückenmark ist das radiologische Zeichen einer Myelopathie.

Bohrende Nacken-und Kopfschmerzen sind die typischen Beschwerden einer Verschleißerscheinung der Halswirbelsäule.

Ganz anders sind akute, in den Arm oder die Hände ziehende Schmerzen, auch als Cervikobrachialgie bezeichnet. Hier liegt zumeist ein Bandscheibenvorfall vor. Warnzeichen sind Kribbeln, Gefühlsverlust oder gar Muskelschwächen beim Zupacken, Armbeugen oder -strecken. Hier sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden.

Das Gleiche gilt für Blasen-Mastdarmstörungen und Gangstörungen. Hier kann es aufgrund eines Drucks auf das Rückenmark zu bleibenden Schäden kommen. Dieses Krankheitsbild wird auch als Myelopathie beschrieben.

Differentialdiagnosen

oder: kann es auch etwas anderes sein.

Die Versorgungsgebiete der Nervenwurzeln und der Armnerven auf der Haut überlappen sich. So können Schmerzen mit Ausstrahlung in den Daumen und Zeigefinger sowohl das Dermatom C 6 (der 6. Cervikal = Halsnerv) als auch das Versorgungsgebiet eines Armnerven, des Nervus medianus sein. Die Unterscheidung von Nervenwurzelreizung und einem Karpaltunnelsyndrom, welches durch eine Kompression des Karpaltunnels an der Unterseite der Handwurzel und dadurch entstehenden Druck auf den Armnerven gekennzeichnet ist, gelingt mit der Anamnese. Schmerzen die durch eine Wurzelreizung hervorgerufen werden können durch Kopfbewegungen ausgelöst oder gemindert werden. Der dabei entstehende Schmerz tritt zumeist bei Belastung auf. Kommt es zu einer Muskelschwäche des Kennmuskels, im Falle des oben genannten Beispiels C 6 ist dies der Muskulus biceps, so kann eine eindeutige Diagnose gestellt werden. Beschwerden die durch ein Karpaltunnelsyndrom verursacht werden, treten in den meisten Fällen nachts auf. Hilfreich sind in jedem Falle weiterführende Untersuchungen wie Röntgenbilder und eine Messung der Funktion der Armnerven, welche wir jederzeit in der Praxis durchführen können.

Der Grund für den Verschleiß der Halswirbelsäule ist in der enormen Beweglichkeit zu suchen: überlegen Sie selbst wie viele tausend mal Sie den Kopf allein an einem Tage bewegen. Ähnlich wie beim Auto kommt es bei stark belasteten Teilen zu Verschleißerscheinungen. Das kann sich in einem plötzlichen Riss der Bandscheibe äußern oder in einer langsamen Verengung der Nervenaustrittskanäle (Neuroforaminalstenose). Im Gegensatz zum Auto unternimmt der Körper eigenständige Reparaturversuche, die dazu führen, dass die gelockerten Wirbelkörper durch vermehrtes Knochenwachstum versuchen die Stabilität untereinander wieder herzustellen. Das dabei auftretende Problem ist, dass diese körpereigenen Reparaturmaßnahmen zu einer Verengung der Nervenkanäle führen kann.

Ein akuter Bandscheibenvorfall ist ein Riss des Faserringes mit Austritt des gallertartigen Bandscheibengewebes aus der Bandscheibenkammer. Auch das kann Folge eines Verschleißes oder einer akuten Überbelastung sein.

Durch die Untersuchung und Anamneseerhebung ergeben sich wichtige Hinweise auf die Ursachen der Beschwerden. Hieran orientiert sich auch maßgeblich die Empfehlung für oder gegen einer Operation. Ergänzend sind häufig konventionelle Röntgenaufnahmen sowie eine Kernspintomographie sinnvoll. Knochenveränderungen werden besser mit der Computertomographie erfasst. Besteht der Verdacht auf eine Rückenmarkserkrankung oder eine Störung der Nervenfunktion wird eine elektrophysiologische Untersuchung organisiert. Hierbei wird, ähnlich wie bei einem Stromkabel, die Durchgängigkeit der Nervenbahnen gemessen.

Die Ergebnisse einer Halswirbelsäulenoperation sind generell sehr gut. Prinzipiell gilt hier wie bei jeder Operation, dass der Grund für eine Operation stimmen muss. Hierauf legen wir sehr großen Wert. Uns stehen eine Vielzahl von Heilungsmethoden zur Verfügung, die Operation ist lediglich eine davon.

Bei neurologischen Schäden hängt die vollständige Heilung von vielen Faktoren ab: von der Schwere der Nervenschädigung und der Dauer. Prinzipiell gilt, je schneller die Ursache der Schädigung behoben wird, umso besser sind die Heilungschancen.

Schmerzen, Nackenbeschwerden und Kopfschmerzen haben eine sehr gute Rückbildungstendenz.

Immer wieder beobachten wir, dass Schwindel, der nach einer HWS-Operation auftreten kann wieder zurückgeht. Das trifft auf etwa 50% der Betroffenen zu. Leider gibt es nicht in allen Fällen die Möglichkeit, vor einer Operation Aussagen über die Heilungschancen zu machen.

Die konservative (nicht operative) Therapie besteht aus:

- Aufklärung über die Ursachen

- Aufklärung über Verhaltensweisen

- ggf. Abklärung einer chronischen Schmerzerkrankung

- Medikamentöse Therapie mit Muskelentspannungsverfahren

- TENS Therapie

- Krankengymnastik

- Akupunktur

- gezielte Infiltrationen

Zumeist erstellen wir direkt zu Beginn eine Stufentherapie und beginnen mit den nebenwirkungsarmen Methoden.

Wir haben uns das Ziel gesetzt nur zu operieren, wenn keine andere Möglichkeit mehr besteht. Zuvor stehen ein ganzes Bündel von konservativen und operationsvermeidenden Behandlungen zur Verfügung. In einem ausführlichen Gespräch werden Sie beraten und mit uns gemeinsam ein Therapieplan erstellt.

Anders als an der unteren Wirbelsäule kann nur selten vom Nacken (dorsal) aus operiert werden, da das Rückenmark im Weg ist. Dieses ist nur möglich, wenn der Bandscheibenvorfall seitlich des Rückenmarks liegt. In den meisten Fällen wird jedoch von vorne (ventral) operiert.

Operation der Halswirbelsäule von vorne:

Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule

Etwas 95% der Wirbelsäuleneingriffe an der Halswirbelsäule werden von vorne durchgeführt.

Bei der Operation, welche unter Vollnarkose durchgeführt wird, wird ein ca. 4 cm langer, kleiner Schnitt im Bereich der rechten Halsseite angelegt und die Wirbelsäule dargestellt. Unter dem Operationsmikroskop wird die Bandscheibe ausgeräumt und vorhandene knöcherne Einengungen mit Diamantfräsen und feinen, speziellen Stanzen abgetragen. Danach wird die Bandscheibe durch einen Kunststoff- (PEEK) Cage oder ein Titan-Implantat versteift. In speziellen Fällen kann eine Bandscheibenprothese Anwendung finden.

Eine Röntgenkontrolle erfolgt einen Tag nach der Operation. Die Wundfäden werden nach 10 Tagen entfernt. Der Aufenthalt im Krankenhaus beträgt zwischen 1 und 3 Tagen. Am Tag der Operation dürfen Sie wieder aufstehen.

Diese Operation wird auch als "Operation nach Cloward" oder "Spondylodese" bezeichnet.

Bandscheibenprothese

M6, wird nicht mehr bei uns implantiert

M6, wird nicht mehr bei uns implantiert

Eine Prothese kann nur eingesetzt werden, wenn von "vorne" (ventral) operiert wird

Es gibt verschiedene Prothesentypen, die aber alle eine Bewegung nach vorne, hinten und zur Seite zulassen. Ein neues Modell verfügt sogar über eine Pufferwirkung, welches in Hessen erstmalig durch uns implantiert wurde.

Bandscheibenprothesen bestehen aus zwei Metallplatten z.B. aus Kobalt-Chrom-Molybdän, einer bewährten Metall-Legierung von hoher Körperverträglichkeit. Zusätzlich sind sie mit einer Titan-Beschichtung versehen, um das Anwachsen des Knochens an die Prothese zu ermöglichen. Ein zwischen den Platten befindlicher Kunststoffkern (Polyethylen) gewährleistet die Beweglichkeit im Segment (Kugel-Gelenk-Prinzip).

Die Hoffnung ist, dass eine Überbelastung der angrenzenden Bandscheiben, wie sie nach einer Wirbelsäulenversteifung (Fusion) auftreten kann, vermieden wird. Dem operierenden Arzt stehen verschiedene Größen und Typen zur Verfügung.

Operation der Halswirbelsäule von ´hinten´:

Geeignet für dieses Operationsverfahren sind Patienten, bei denen es durch degenerative Veränderungen zu einer isolierten Verengung eines Wurzelkanales bzw. des Wurzelaustrittsloches gekommen ist. Ein relevanter Bandscheiben-Vorfall muss hierbei nicht vorliegen, am geeignetsten ist die isolierte, knöcherne Wurzelkanal-Verengung.

Verfahren:

Der Eingriff wird in Vollnarkose und Bauchlagerung mit Überstreckung von Kopf- und Halswirbelsäule durchgeführt. Nach sorgfältigem Ablösen der sehr kräftigen Nackenmuskulatur von den hinteren Anteilen der Halswirbelsäule wird unter Röntgenkontrolle die richtige Etage verifiziert. Anschließend werden von hinten mit Mikrofräsen und Stanzen die aneinander grenzenden seitlichen Anteile der Wirbelhalbbögen entfernt. Der geschaffene, knöcherne Defekt ist in aller Regel kleiner als ein Fingernagel und verhilft dem Patienten zur Beschwerdefreiheit.

Man spart in diesen Fällen auch das Einfügen eines Dübels.

Diese Operation trägt auch den Namen "Operation nach Frykholm".

Versteifung der Halswirbelsäule von ´hinten´:

Bei einer lang gestreckten Verengungen des Rückenkanals muss das Rückenmark wieder genügend Platz bekommen. Dies gelingt in seltenen Fällen nur durch eine knöcherne Öffnung des Spinalkanals von hinten. Dazu ist eine Versteifung der Wirbel mit einem Schrauben-/Stangensystem erforderlich. Das ist in diesen Fällen die einzige Möglichkeit um einer Zunahme eines Rückenmarksschadens mit Querschnittssymptomen vorzubeugen. Diese Operation führe ich in Diez gemeinsam mit Prof. Schönmayr durch.