Bandscheibenvorfall

Schmerzen in der Lendenwirbelsäule können vielfältige Ursachen haben. Die Strukturen, die Schmerzen verursachen können (Nervenwurzeln, Wirbelgelenke, Bandscheiben, Bänder) liegen eng beieinander. Da sie sich tief im Körper befinden, ist viel Erfahrung für die richtige Diagnosestellung notwendig.

Schmerzen "nur" in der Wirbelsäule (Lumbago)

haben häufig eine sich vorwölbende Bandscheibe als Ursache. Die Bandscheibe drückt auf das hintere Längsband, welches über ein dichtes Netz an Schmerzsensoren verfügt. Sollte es hier zu Überlastungen kommen, benötigt der Körper darüber sofortige Rückmeldung. Ziehen die Schmerzen zusätzlich in die Leiste, sind eher die knöchernen Strukturen als Ursache anzuschuldigen. Hier geben gezielte Fragen und Untersuchungen Aufschluss.

Ziehen die Schmerzen in ein Bein (Lumboischialgien),

drückt zumeist ein Bandscheibenvorfall auf eine Nervenwurzel. Bei weiter zunehmendem Druck kommt es zur Nervenschädigung mit Lähmung und/oder Taubheit. Bitte überprüfen Sie, ob Sie sich im Einbeinstand auf die Zehenspitzen stellen können, auf den Hacken laufen können oder Ihnen das Treppensteigen schwer fällt.

Notfall:

Sollten die Nerven des Rückenkanals stark unter Druck stehen, können Blasenstörungen, Mastdarmstörungen, Lähmungen und eine Taubheit in der Dammgegend resultieren. Der Fachmann spricht von einem Conus-Cauda-Syndrom oder der Reithosenhypästhesie. Hier handelt es sich um einen absolut dringlichen neurologischen Notfall, der sofortiger Ursachenklärung und ggf. einer Operation bedarf. Hier gilt der Satz: "Über solch einer Störung darf die Sonne nicht unter- oder aufgehen."

"Warum gerade ich?"

Diese Frage wird uns in der täglichen Sprechstunde häufig gestellt und die Beantwortung ist nicht einfach. Viele Ursachen können zu Bandscheibenschäden führen und die zumeist angeführte Arbeit ist nur ein Faktor. Weder das viele Laufen des Postboten noch das viele Sitzen der Sekretärin ist allein für Beschwerden verantwortlich.

Falsche Bewegungen:

Der menschliche Körper ist für Ausdauerbelastung geschaffen; Spitzenbelastungen sind ebenso schädlich wie Bewegungsarmut. Es gibt nur wenige Bewegungen, die wirklich schädlich sind: akute Bandscheibenschäden treten gehäuft beim Heben aus gebückter Haltung auf. Wenn eine Drehbewegung des Rumpfes hinzukommt, kann es zum Einriss der Bandscheibe kommen. Auch ein Bolzen wird solche 3-dimensionalen Belastungen (Stauchung, Rotation und Verbiegung) nicht lange überstehen.

Verschleiß:

Beim Auto wundert es keinen, wenn nach 100.000 km das Achslager ausgeschlagen ist oder der Auspuff abfällt. Treten bei unserem menschlichen Körper Abnutzungserscheinungen auf, sind wir recht erstaunt und verständlicherweise erschrocken. Doch genau wie ein Auto altern auch wir: das macht sich in schwächeren Bändern und Bandscheiben genauso wie im Verschleiß der Gelenke bemerkbar. Es gibt ernstzunehmende Wissenschaftler, die davon ausgehen, das der Bauplan der Evolution den Menschen für eine mittlere Überlebenszeit von 40 Jahren entworfen hat. Die letzten Jahrmillionen war das wirklich der Fall und erst seit wenigen hundert Jahren hat sich das geändert. Der Körper hat noch keine Zeit gehabt, sich auf die deutlich längere Lebenserwartung einzustellen.

Aber seien Sie getröstet: Es ist bekannt, dass sich in Röntgenbildern häufig Verschleißzeichen finden, ohne dass diese zu Schmerzen oder Beschwerden führen.

Schwerkraft und aufrechter Gang:

Die Schwerkraft zieht uns zu Boden, so sind wir abends etwa 2 cm kleiner als am Morgen. Der Druck lastet wegen unseres aufrechten Ganges auf den Bandscheiben.

Unfall:

Natürlich kann ein Unfall Ursache eines Bandscheibenvorfalls sein. Die Frage nach einem Zusammenhang wird gerne von Unfallversicherungen an uns gestellt. Um einen Zusammenhang zwischen Unfall und Vorfall herzuleiten, gelten 3 Kriterien: Das Unfallereignis muss groß genug gewesen sein, um einen Vorfall hervorzurufen; es muss ein zeitlicher Zusammenhang bestehen und schwere Vorschäden dürfen nicht vorhanden gewesen sein.

Im Falle einer akuten Nervenschädigung mit Lähmungserscheinungen oder Gefühlsausfällen werden wir umgehend eine Röntgenuntersuchung veranlassen und diese noch am selben Tage beurteilen.

Auch akute Schmerzen werden umgehend behandelt!

Bei bereits seit Jahren bestehenden Schmerzen ist die Behandlung komplizierter, da sich bereits ein Schmerzgedächtnis ausgebildet hat.

In jedem Fall werden Sie unsere Praxis ein individuelles Behandlungskonzept erhalten. Das ist zumeist in Stufen aufgebaut , jeder Schritt wird mit Ihnen besprochen.

Auch hier muss streng zwischen Nervenschaden und -Reizung unterschieden werden:

Nervenschaden:

Im Falle eines Schadens mit Lähmung oder Gefühlsschaden ist Eile geboten. Je länger der Schaden besteht, um so ungewisser ist ein Rückgang der Beschwerden. Auch kann es durch den Nervenschaden zu lange anhaltenden Schmerzen (neuropathisches Schmerzsyndrom) kommen.

Schmerzen:

Wenn es durch einen Bandscheibenvorfall zu einem reinen Schmerzsyndrom kommt, kann erst einmal abgewartet und konservativ behandelt werden. Erfahrungsgemäß gehen die Schmerzen bei richtiger Behandlung nahezu vollständig zurück. Auch hier ist wichtig, die Symptome nicht zu verschleppen, damit es erst gar nicht zur Ausbildung eines Schmerzgedächtnisses kommt. Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass bereits nach sechs Wochen ein Schmerzgedächtnis ausgebildet sein kann und die Beschwerden auch bei sich zurückbildendem Bandscheibenvorfall weiter bestehen bleiben können.

Die konservative (nicht operative) Therapie besteht aus:

- Aufklärung über die Ursachen
- Aufklärung über Verhaltensweisen
- ggf. Abklärung einer chronischen Schmerzerkrankung
- Medikamentöse Therapie mit Muskelentspannungsverfahren
- TENS Therapie
- Krankengymnastik
- Akupunktur
- gezielte Infiltrationen

Zumeist erstellen wir direkt zu Beginn einen Plan für eine Stufentherapie und beginnen mit den nebenwirkungsarmen Methoden.

Wir stellen die Indikation für einen operativen Eingriff sehr streng und zurückhaltend. Wir werden nur operieren, wenn keine andere Möglichkeit mehr besteht. Zuvor stehen ein ganzes Bündel von konservativen und operationsvermeidenden Behandlungen zur Verfügung. In einem ausführlichen Gespräch werden Sie beraten es wird gemeinsam ein Therapieplan erstellt.

Wir werden nur operieren, wenn keine andere Möglichkeit mehr besteht. Zuvor stehen ein ganzes Bündel von mannigfachen konservativen und operationsvermeidenden Behandlungen zur Verfügung. In einem ausführlichen Gespräch werden Sie beraten. Es wird gemeinsam ein Therapieplan erstellt.

Je nach Diagnose und Schwere der Erkrankung stehen verschiedenen Optionen einer operativen Therapie zur Verfügung. Die Verfahren sind im Laufe der Jahre immer schonender geworden.

Laserverödung (PLDD)

Nadel mit Laserfaser

Nadel mit Laserfaser

Dabei wird eine unter Röntgenkontrolle eine dünne Nadel in die Bandscheibe geführt. Dank der Gabe von Schmerzmedikamenten ist die Prozedur nahezu schmerzfrei. Dann wird durch die Nadel eine Glasfaser eingeführt und mittels eines Lasers ein Bandscheibenvorfall verdampft.

mikrochirurgische Operation:

Die Operation unter dem OP-Mikroskop erfolgt über einen minimal invasiven Zugang von 1-2 cm Durchmesser. Mittels feiner Stanzen und Diamantfräsen wird der Bandscheibenvorfall entfernt oder der Spinalkanal erweitert.

Sie dürfen und sollen am Abend des Eingriffs bereits Aufstehen, der Aufenthalt in der Klinik beträgt 1-4 Nächte.

Mikrochirurgie

Ähnlich wie an der Halswirbelsäule können auch hier knöcherne oder bandscheibenbedingte Einengungen zu Nervenbeschwerden führen. Je nach Schwere der Beschwerden ist eine Operation unvermeidlich. Entscheidend ist, ob es sich um eine Nervenreizung mit Schmerzen oder bereits um eine Nervenschädigung mit Gefühlsausfall, Lähmung oder gar Blasen-Mastdarmstörung handelt. Diese Operation wird unter stationären Bedingungen in Vollnarkose durchgeführt.

Einige Tage vor dem Eingriff erfolgt eine ambulante/vorstatioänre Vorstellung in der Klinik. Dort lernen Sie den Narkosearzt und das Pflegeteam Ihrer Station kennen. Zur Operation kommen Sie am Morgen des Eingriffs.

Verfahren:
Bei der Operation erfolgt ein ca. 3-4 cm langer kleiner Schnitt über dem OP-Segment. Dieser Schnitt wird durchgeführt in der Mittellinie über den tastbaren Knochenwülsten. Vorsichtig wird dann die Muskulatur von der Wirbelsäule zur Seite geschoben. Nach vorsichtiger Eröffnung des Wirbelkanals durch Entfernen von Bandanteilen, dem so genannten gelben Band (Ligamentum flavum), sowie angrenzenden knöchernen Anteilen der Wirbelbögen, wird die Nervenwurzel knöchern entlastet. Im Anschluss wird der Bandscheibenraum aufgesucht.

Der ganze Eingriff erfolgt mit neurochirurgischem Spezialinstrumentarium, bestehend aus speziellen feinen Stanzen, Fasszangen und hochtourigen Diamantfräsen. Nach Beendigung der Operation wird die Wunde wieder schichtweise verschlossen.

durch einen Bandscheibenvorfall verdrängte Nervenwurzel, Blick durch ein OP Mikroskop

Nach der Operation:

Am Tag nach der Operation dürfen sie in Begleitung wieder aufstehen. Sie sollten jedoch für einige Zeit sehr zurückhaltend mit dem Sitzen sein und in den ersten 8 Tagen sollte nicht zu viel gelaufen werden. Wichtig ist es, häufiger am Tag für kurze Zeit aufzustehen, statt ein- oder zweimal für längere Zeit. In der Regel kann nach 1-4 Tagen die Entlassung aus der kurzstationären Pflege erfolgen, nachdem sie auch unter krankengymnastischer Anleitung spezielle Wirbelsäulenbewegungstechniken für den Alltag erlernt haben. Auf Wunsch wird eine Anschlussheilbehandlung beantragt. Die Wundfäden müssen nicht entfernt werden. Eine volle Arbeits- und Belastungsfähigkeit sollte im Idealfall nach 6-8 Wochen erreicht sein.